Die Natur ist kein Parteimitglied
25. Mai 2025 | Prof. Harald Lesch
Von der Erderwärmung bis zur Energiewende – ein Einblick in die Inhalte
Wir freuen uns sehr, dass Prof. Harald Lesch mit seinem Vortrag „Die Natur ist kein Parteimitglied“ in Memmingen zu Gast war. Für das Bündnis für Menschenrechte und Demokratie war es ein besonderes Anliegen, diesen wichtigen Impuls in die Stadt zu bringen. Ein herzliches Dankeschön an Prof. Lesch, dass wir die Folien zum Vortrag öffentlich zur Verfügung stellen dürfen.
Die aktuelle Lage Anfang 2025 – Was die Messungen zeigen
Stand Anfang 2025 ist die Erde bereits 1,62 Grad wärmer. Besonders alarmierend, und das wird in den Folien deutlich, ist die Beschleunigung: Die aktuelle Heizrate beträgt 0,26 Grad Celsius pro Jahrzehnt. In den 80er Jahren waren es nur 0,06 Grad pro Jahrzehnt – die Rate hat sich also mehr als vervierfacht! Wenn das so weitergeht, könnten wir laut der Darstellung in etwa 40 Jahren bei 2,62 Grad Erwärmung liegen.
Klimawandel und Gesundheit – Eine existenzielle Bedrohung
Ein Punkt, der in den Folien stark hervorgehoben wird und der sehr nachdenklich macht, ist die Einschätzung der Lancet Commission on Climate Change and Health aus dem Jahr 2019: „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unsere Gesundheit in diesem Jahrhundert.“
Die Auswirkungen auf unsere Gesundheit sind vielfältig. Direkte Effekte umfassen laut den Folien gesundheitliche Probleme durch Stürme, Dürren, Feuer, Fluten und vor allem Hitzewellen. Die Grenzen menschlicher Wärmeregulierung rücken hierbei in den Fokus. Indirekte Effekte reichen von schlechter Wasserqualität über neue Erreger und Vektoren bis hin zu mangelnder Nahrungsmittelsicherheit und psychischen Erkrankungen. Hinzu kommen soziale Faktoren wie Armut, alternde Gesellschaften, gewaltsame Konflikte und erzwungene Migration, die das Gesundheitssystem zusätzlich überlasten können.
Wohin die Wärme geht und wie langlebig CO2 ist
Interessant ist auch die Verteilung der zusätzlichen Wärmeenergie auf der Erde, wie in den Folien dargestellt. Der Ozean nimmt mit 93,4 % den weitaus größten Teil der Erderhitzung auf. Atmosphäre (2,3 %), Kontinente (2,1 %), Gletscher/Eiskappen (0,9 %), Arktisches Meereis (0,8 %) und die Antarktische Eisdecke (0,2 %) teilen sich den Rest.
Erschreckend ist auch die Langlebigkeit von CO2 in der Atmosphäre: Es bleibt mindestens 250 Jahre, bis zu 1000 Jahre. Der CO2-Gehalt lag im Januar 2025 bei 426 ppm.
Es gibt positive Entwicklungen – die Energiewende
Aber die Folien zeigen auch positive Nachrichten und Lösungsansätze auf. Die Energiewende wird als ein Bereich dargestellt, der nur positive Auswirkungen hat.
Zu diesen positiven Effekten zählen laut Folien:
- Weitgehende Energieunabhängigkeit.
- Ein resilientes Energiesystem.
- Regionale Wertschöpfung.
- Die Begrenzung des Klimawandels, was gleichbedeutend ist mit dem Erhalt der Bewohnbarkeit unseres Planeten.
- Eine weitgehende Reduzierung der Gesundheitsrisiken durch Luftschadstoffe.
- Die Begrenzung der Hitzerisiken.
- Positive Wirkung auf Ökosysteme.
- Die Bildung von resilienten Akteursbündnissen, was zur Stärkung von Demokratie führt.
- Es geht um Haltung und Verantwortung versus Verdrängen und Verleugnen.
Es wird ein notwendiger Strukturwandel hin zu einer Nachhaltigen Industriegesellschaft skizziert. Das bedeutet eine Energiewende zu 100 % regenerativer Energie und eine Ressourcenwende zu 100 % Recycling.
Geschwindigkeit und Effizienz
Die Folien zeigen eindrucksvoll die Geschwindigkeit der 4. Revolution (PV & Wind) im Vergleich zu früheren Energieumstellungen. PV & Wind überholen laut den Daten bei der Nutzenergie das Öl in 3 bis 5 Jahren.
Dabei wird auch klar: Unser aktuelles System ist oft ineffizient. Wir nutzen nur einen kleinen Teil der eingesetzten Energie. Bei Öl werden zum Beispiel nur etwa 15-25 % der Energie zum Fahren genutzt. Der Rest sind Verluste.
Die Elektrifizierung von Mobilität und Wärme ist Teil der Lösung und kann uns Milliarden für Brennstoffimporte einsparen. Deutschland gibt jährlich rund 100 Mrd. Euro für Energieimporte aus. Über 65 % der Energieimporte gehen als Abwärme verloren. Das allein waren über 41 Mrd. Euro im Jahr 2024. Das Geld nicht in Elektrifizierung zu investieren, scheint angesichts dieser Zahlen eine verpasste Chance.
Exponentielles Wachstum und Massenfertigung
Erneuerbare Energien dominieren längst auch die Finanzmärkte bei globalen Investitionen in neue Stromerzeugung. Die Transformation wird als exponentiell beschrieben. Technologien wie PV, Wind, Batterien und Elektrofahrzeuge befinden sich laut Darstellung im Wachstum auf ihrer „S-Kurve“ der Marktdurchdringung.
Prognosen, selbst von Institutionen, unterschätzen oft die Geschwindigkeit dieser Entwicklung. Der globale PV-Markt wuchs von 226 GW in 2022 auf 413 GW in 2023 – Zahlen, die frühere Prognosen weit übertreffen.
Der zentrale Game Changer dahinter ist die industrielle Massenfertigung und die Dezentralität. Im Gegensatz zum Bau zentraler Großkraftwerke (ca. 10 Stück/Jahr), ermöglicht die Massenfertigung kleinerer Komponenten (ca. 100.000 Stück/Jahr) eine ganz andere Skalierung und einen gleichzeitigen Ausbau an vielen Orten. Und, das wird in den Folien ebenfalls betont, die Selbstverstärkung des Preisverfalls bei PV, Wind und Batterien geht weiter